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Millenniumsentwicklungsziele und Behinderung

Foto: Christina Feldt

Weltweit leben eine Milliarde Millionen Menschen mit Behinderungen. Diese sind besonders stark von Armut betroffen. Den wenigsten gelingt es, sich aus dem Teufelskreis von Armut und Behinderung zu befreien. Laut UN-Statistiken leben weltweit über 80% aller Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Nach Angaben der Weltbank haben 20 Prozent aller in extremer Armut lebenden Menschen Behinderungen. Es ist daher notwendig, dass Menschen mit Behinderungen bei den Programmen zur Umsetzung der MDGs einbezogen werden, da diese nicht erreicht werden können, wenn man 10% der Weltbevölkerung außer Acht lässt.

20 % aller Menschen, die weltweit in Armut leben, haben eine Behinderung.
Die Entwicklungsziele können ohne die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen nicht erreicht werden!


Menschenrechte umsetzen – Menschen mit Behinderungen in die internationale Zusammenarbeit einbeziehen – keine Armutsbekämpfung ohne inklusive MDG

Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf Teilhabe – auch in der internationalen Zusammenarbeit (§32 UN-Behindertenrechtskonvention). Deutschland hat sich - neben 86 weiteren Staaten -mit der Ratifizierung der UN- Behindertenrechtskonvention 2009 dazu verpflichtet, dass Menschen mit Behinderungen in die internationale Zusammenarbeit mit einbezogen und bei Katastrophen-und Nothilfesituationen (§11) entsprechend berücksichtigt werden.



MDG 1: Den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, zu halbieren
Menschen mit Behinderungen sind durch Armutsbedingungen gravierend betroffen, da Behinderung beides ist: Ursache und Konsequenz von Armut. Nach Schätzungen der Weltbank haben ein Fünftel aller Menschen, die weltweit in Armut leben, eine Behinderung. Wenn man diese in Programmen und Projekten der Armutsbekämpfung nicht berücksichtigt, ignoriert man 20 % der ärmsten und am stärksten marginalisierten Menschen.

MDG 2: Grundschulbildung für alle ermöglichen
Nach Angaben der UNESCO gehen in Entwicklungsländern über 90 % der Kinder mit Behinderung nicht zur Schule.

MDG 3: Die Gleichstellung der Geschlechter fördern
Frauen mit Behinderung sind doppelt benachteiligt: durch ihren Status als Frau und durch ihre Behinderung. Mädchen mit Behinderung besuchen seltener regelmäßig eine Schule als Jungen mit Behinderung und haben keinen Zugang zu einkommensschaffenden Aktivitäten sowie Mikrokrediten. Frauen und Mädchen, die eine Behinderung haben, fallen eher sexuellem Missbrauch zum Opfer.

MDG 4: Kindersterblichkeit verringern
Die Sterblichkeit von Kindern mit Behinderung liegt weltweit bei bis zu 80 %, sogar in Ländern, wo die Kindersterblichkeit bei unter Fünfjährigen geringer als 20 % ist. (Quelle: Department for International Development (DFID) 2000, Disability, Poverty and Development, DFID, UK)

MDG 5: Die Gesundheit der Mütter verbessern
Etwa 10-15 Millionen Frauen leiden an Langzeitkomplikationen oder Behinderungen, die durch Schwangerschaften und Geburten entstehen. Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt sind eine bedeutsame Ursache für Behinderungen bei Kindern. Eine verbesserte Gesundheitsversorgung würde das Risiko einer Behinderung bei Mutter und Kind verringern.
(Quelle: UNFPA: state of world population 2008 (pdf, 2,46 mb)

MDG 6: HIV/ AIDS und andere Krankheiten bekämpfen
Menschen mit Behinderung sind eine besonders vulnerable Gruppe für HIV/AIDS, werden aber im weltweiten Kampf gegen HIV/AIDS, Tuberkulose und anderen Krankheiten weitgehend ausgeschlossen – sowohl in der Vorsorge, als auch in der Behandlung. Menschen, die durch HIV/Aids betroffen sind, werden oftmals diskriminiert und von einer gleichberechtigten Teilhabe in ihren Gemeinschaften ausgeschlossen. Für Menschen mit Behinderung bedeutet dies oft eine doppelte Diskriminierung.

MDG 7: Zum Schutz der Umwelt beitragen
Ein Drittel aller Krankheiten, die häufig zu Behinderungen führen, werden durch Umweltrisikofaktoren verursacht. Beispielsweise führt schmutziges (Trink-) Wasser zu Trachoma, einer zu der häufigsten Ursache für Blindheit. Von den Auswirkungen des Klimawandels, wie z.B. vermehrte Naturkatastrophen, können Menschen mit Behinderung wegen ihrer marginalisierten Stellung in der Gesellschaft stärker betroffen sein. Beispielsweise leben viele Menschen mit Behinderung in ärmlichen Behausungen, die Katastrophen schlechter standhalten und /oder in Armutsvierteln, die in ungünstigen Lagen gebaut sind. Zudem greifen Rettungsmaßnahmen nach einer Katastrophe nicht ausreichend.
(Quelle: Behinderung und Dritte Welt (3/2004) Schwerpunkt Ökologie und Behinderung (pdf, 384 kb))

MDG 8: Eine globale Partnerschaft für Entwicklung aufbauen
Allen Menschen muss die Möglichkeit gegeben werden, ihren Beitrag zur Entwicklung zu leisten. Deswegen nehmen immer mehr internationale Organisationen und Regierungen Menschen mit Behinderung in ihre Strategien und Programme der Entwicklungsarbeit auf, nicht nur als Begünstigte, sondern auch als mitwirkende und mitbestimmende Akteure.